Der Wirbelpfad
Seit Anfang 2007 beschäftige ich mich einer inspiration folgend
mit der Planung einer sehr speziellen Skulptur.
Eine begehbare Skulptur.
Eine Skulptur, die ihre Besucher weniger über optische
Eindrücke,
als viel mehr über eine innere Erfahrung bereichert.
Diese Skulptur nenne ich: „Wirbelpfad“,
nicht nur weil sie die gewohnte Orientierung an der Außenwelt
etwas „verwirbelt“, sondern auch,
weil sich hier jeder Schritt an den anderen reiht,
wie ein Wirbel der Wirbelsäule an den nächsten.
Alle Wirbel sind ähnlich, doch nie gleich
und greifen dabei immer harmonisch ineinander.
Um dieses
Erlebnis zu veranschaulichen,
möchte ich hier einen Text einfügen,
der einen verbalisierbaren Anteil dieser Erfahrung vorweg zu nehmen
versucht:
Text hören?
Wirbelpfad
Was ist das?
Was schwebt da über dem Teich?
Aus der Nähe sieht es aus, wie eine riesige weiße
Raupe mit schmalen schwarzen Streifen,
die mit ihren tausend Füßen über das Wasser
geht.
Da ist ein Steg, ein Eingang.
Ich betrete einen Raum.
Ein ungewöhnlicher Raum, wie ein Tunnel.
Aber kein gewöhnlicher Tunnel, hier ist es ganz hell,
alles ist weiß, ein Lichttunnel.
Der Weg geht auf und ab, wie im Gebirge.
Hier sind Stufen, aber es ist keine normale Treppe.
Die Stufen sind elliptisch geformt und geben etwas nach unter den
Füßen.
Jede Stufe ist ein wenig anders als die letzte,
sie werden kürzer und höher, dann wieder niedriger
und länger,
aber es geht sich angenehm.
Der Gang schlängelt sich ein wenig, ein bisschen nach rechts,
dann wieder links und wieder rechts…
Immer höre ich das Plätschern des Wassers,das klingt
angenehm.
Es ist ein merkwürdiges Gehen, ich muss aufpassen, ich gehe
langsam.
Mit jedem Schritt durchschreite ich ein Tor.
Auch die Tore sind elliptisch. Ein sonderbarer Raum.
Ein abstrakter Raum, aber organisch.
Ich könnte nicht sagen in welche Himmelsrichtung ich jetzt
gehe,
geschweige denn in welcher Höhe ich mich befinde.
Es geht immer auf und ab und rechts und links…
Ich kann nicht sehr weit sehen,da vorne geht es wieder um die Kurve.
Ungewöhnlich ist das, aber doch harmonisch.
Gerade werden die Tore höher.
Jetzt werden sie breiter und niedriger.
Nun höher, schmäler… wieder breiter und
niedriger.
Hier öffnen sich die Tore oben, ein Streifen Himmel wird
sichtbar.
Die Stufen werden immer größer und auch die obere
Öffnung.
Die Seiten werden höher während ich hinunter gehe.
Jetzt kommen sie immer näher, ein schmaler gedrehter Korridor.
Draußen.
Unglaublich.
Das Ziel des Wirbelpfades ist:
die Aufmerksamkeit des Besuchers von
außen
nach innen zu lenken und ihn über eine neue Art des Gehens
im Hier und Jetzt ankommen zu lassen,
sich selbst zu spüren und in Harmonie zu kommen.
Das plätschernde Wasser unterstützt dies
indem es den Besucher von der Außenwelt abschottet
und ihn in sein harmonisches Klangspektrum von C und F
einhüllt.
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Alexander Seiffert 2009
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